Walt Clyde Frazier

DADDY COOL

Basketballlegende und Modeikone Walt „Clyde“ Frazier

„Was geht?“ – „Alles cool, Bruder.“ Ein schlanker, hochgewachsener Mann betritt den Raum, der PUMA als Lagerort für hunderte historische Schuhe, Bälle, Trikots und anderer Erinnerungsstücke dient. Der Besucher ist circa 1,90m groß und hat ein Lächeln, das an einen Zehnjährigen im Bonbonladen erinnert. Er trägt einen maßgeschneiderten, klassischen PUMA-Tracksuit in dunkelblau mit weißen Streifen. Dazu Sneaker aus burgunderrotem Samt, die perfekt zu den rubinroten Socken passen. Auf den Schuhen prangt der Schriftzug „Clyde“. 

Der Mann ist Walt Frazier, besser bekannt als Clyde, einer der besten Point Guards der NBA-Geschichte. Er führte die New York Knicks zu zwei NBA-Meisterschaftstiteln, 1970 und 1973. Clyde spielte in 825 Spielen der Liga, holte im Laufe seiner Karriere 15.581 Punkte und wurde sieben Mal zum NBA All Star gekürt.

Laut der New York Times gehörte er zudem zu den Spitzensportler*innen, deren Lebensart noch mehr Aufmerksamkeit erregte als ihre Erfolge auf dem Platz. Millionen Basketballfans sehen in ihm den Inbegriff von cool. Er wurde für seinen Stil und seine Anziehungskraft auf und neben dem Platz bewundert und schon bald zur Modeikone der 1970er. Regelmäßig stand er auf der Liste der „Best Dressed Jock“ des Esquire Magazine und kam sogar unter die „10 Sexiest Athletes“.

Um es auf diese Listen zu schaffen, musste man früher viel Geld in die Hand nehmen. Darf man den Gerüchten glauben, gab Clyde in seiner ersten Saison bei den Knicks über 10.000 Dollar seines 25.000-Dollar-Gehalts für Kleidung aus. „Gut auszusehen war mir schon immer sehr wichtig“, sagt er. „Zu Beginn meiner Profikarriere entsprach ich nicht immer den Erwartungen. Ich musste zumindest gut aussehen, wenn ich schon nicht gut genug spielte.“ Aber selbst nachdem sich die Erfolge einstellten, gab er diese Einstellung nicht auf. 

ES GIBT ZWEI LEGENDÄRE VERSIONEN DER GESCHICHTE, WIE AUS DEM SCHÜCHTERNEN JUNGEN AUS ATLANTA „CLYDE“ WURDE

Die erste Version: Sein Spitzname stammt von 'Bonnie und Clyde', dem für zahlreiche Banküberfälle bekannt gewordenen Gangsterpaar. Clyde war auf dem Basketballplatz sehr frech und konnte sich den Ball klauen, wann immer er wollte.

Die zweite Version: „1967, nach der Niederlage meiner Mannschaft in Baltimore, ging ich shoppen. Ich kaufte einen Hut mit breiter Krempe, einen Fedora in braunem Velours der italienischen Marke Borsalino. Dieser Hut war damals überhaupt nicht trendy und ich wurde vom gesamten Team verspottet. Ich kam mir lächerlich vor und wollte den Hut schon in die Ecke schmeißen.“ Zwei Wochen später erschien 'Bonnie und Clyde' in den Kinos, mit Warren Beatty als Clyde, der genau diesen Fedora trug. Über Nacht wurde Clyde zum Synonym für Fraziers Stil – sowohl in Bezug auf seine Kleidung als auch auf seine Spielweise. 

 

„ZEIGEN SIE MIR ETWAS, DAS KEIN ANDERER TRAGEN WÜRDE.“

Wer hätte es also mehr verdient, der erste Sportler zu werden, nach dem ein Schuh benannt wird? 

„Der Clyde war lange vor dem Jordan da“, erzählt er grinsend. Als PUMA 1973 auf ihn zukam, hörte Clyde zum ersten Mal von der Marke. Aber das Angebot sagte ihm zu: „Mir wurden 5.000 Dollar und eine unbegrenzte Anzahl an Schuhen versprochen!“

Zudem erhielt er die Möglichkeit einen Schuh zu entwickeln, der all seinen Anforderungen entsprach. Gemeinsam mit den Designer*innen gestaltete er einen Schuh, der ihm – trotz geringeren Gewichts – den Halt und die Flexibilität bot, die er für seine weltweit bekannten Sprünge benötigte. Zu Beginn trug er in jedem Match ein anderes Modell des PUMA Clyde, jeweils in unterschiedlichen Farbkombinationen, aber immer aus Wildleder. So bahnte er sich seinen Weg in den Olymp der Modeikonen. Er stach aus der Masse der Basketballspieler*innen heraus, die einfache High Tops trugen.

Auch heute ist Clyde noch aktiv. Für das Fernsehen kommentierte er die Spiele der Knicks - immer in extravaganten Outfits. Seine Fans schätzen nicht nur seine detaillierten Analysen und Sprüche, sondern vor allem seine Anzüge, deren Stoffe er höchstpersönlich in Manhattan aussucht. Die Verkäufer*innen sind seine Ansprüche bereits gewohnt:Zeigen Sie mir etwas, das kein anderer tragen würde.“ Clyde kombiniert gerne Farben, Muster und Texturen, bevor der Schneider seines Vertrauens dann den charakteristischen Look entstehen lässt. Den meisten Menschen im Gedächtnis geblieben ist wohl der „Kuhanzug“, aber seinen Kleiderschrank zieren hunderte, wenn nicht tausende Modelle.